Rückblick: Ökonomische Erholung leer verkaufen

Am 28. Dezember 2009 publizierten wir in einem Artikel einen Ausschnitt aus einem Interview mit den beiden Hedgefonds-Managern Kevin Duffy und Bill Laggner von Bearing Asset Management. Um die damals getätigten Aussagen mit der heutigen Realität abzugleichen, wollen wir Teile dieses Artikels hier nochmals einstellen. Aus unserer Sicht zeigt sich, dass man den Nagel nicht hätte punktgenauer auf den Kopf treffen können. Kernaussage war nämlich, dass die Verhinderung einer Systembereinigung und die stete staatliche Interventionspolitik am Ende zu einem totalen Bust führen würden, auf den wir uns augenscheinlich immer mehr zubewegen.

Vielleicht ist eines der größten Versagen im Vorfeld des Zusammenbruchs an den Finanzmärkten ein Mangel an Durchblick gewesen – die Unfähigkeit der meisten Marktteilnehmer, das große Ganze zu erkennen. Dies gilt jedoch nicht für Kevin Duffy und Bill Laggner, Manager des in Dallas, Texas ansässigen Hedgefonds Bearing Asset Management. Mit Hilfe ihres eigens kreierten Kreditblasen-Indexes, den sie im Jahr 2004 entwickelten, warnten die beiden Manager bereits frühzeitig vor Exzessen an den Immobilien- und Kreditmärkten, und wappneten sich finanziell auf clevere Weise auf Basis ihrer Prognosen, indem sie Fannie Mae, Freddie Mac, die großen Money Center Banken, Investmentbanken, Hausbaufirmen, Hypothekenversicherer und andere Unternehmen dieser Art leer verkauften. Als Studenten der Österreichischen Schule für die Analyse von Wirtschaftszyklen, welche sich für eine Philosophie des freien Marktes stark macht und welche die Phasen des Boom und Bust der jeweiligen Wirtschaftszyklen den Interventionen der Regierung und ihrem Versuch, die Zinsen zu kontrollieren, zuschreibt, befindet sich das Managerpaar vollumfänglich im konträren Lager und ist davon überzeugt, dass das Schlimmste für die Märkte erst jetzt anstehen dürfte. Auch die Aktie von Goldman Sachs ist für sie zum Abschuss freigegeben (aus Artikel vom 28. Dez. 2009: “Star-Hedgefondsmanager: Die ökonomische Erholung leer verkaufen”)

Barron’s: Sie haben jüngst erklärt, dass der vielleicht ausgleichendste Mechanismus des Kapitalismus sein Versagen ist. Können Sie dies genauer erklären?

Duffy: Jedes gesunde System benötigt einen Weg, um Fehler zu korrigieren und unnötigen Ballast abzuwerfen. Die Natur kennt das Aussterben, die Ökonomie arbeitet sich ab an Verlusten, Bankrotten und Liquidationen. Interventionen in diesen Prozess verlängern lediglich die Rückkopplungsschleifen. Heutzutage wird jedoch erlaubt, dass sich sowohl Fehler als auch zu liquidierender Ballast akkumulieren, was letztendlich zu einem massiven Kollaps führen wird. Der Kapitalismus wird vorrangig von zwei Gruppen attackiert: Zum einen den Utopisten, die sich wünschen ein “mitfühlenderes” System zu installieren, und zum anderen den politischen Kapitalisten, welche die Früchte des Erfolges genießen wollen, ohne den Schmerz des Versagens tragen zu müssen. Sie setzen staatliche Zwangsmittel ein, um selbst auf Kosten aller anderen in den Genuss von Privilegien zu gelangen. Als Staat sind wir intoleranter geworden gegenüber dem ökonomischen Versagen. Das Resultat lässt sich ablesen an einer ganzen Reihe von massiven staatlichen Interventionen, wie zum Beispiel der Einmischung in die Kreditmärkte, der Aufruf an die Bevölkerung zum Besitz von Wohneigentum sowie der Kreation von verschiedenen Sicherheitsnetzen für Investoren. Jede Krise führt somit in der Folge zu einer noch größeren Krise. Die Lösung ist immer wieder eine noch höhere Verabreichung der Dosis an staatlichen Interventionen. Auf diese Weise wird das System in Gänze immer instabiler. Die Interventionisten sehen den Bust niemals kommen, machen dann jedoch den “Kapitalismus” dafür verantwortlich.

Barron’s: Was hätten Sie selbst anders gemacht als die Kreditblase gerade am Platzen war und die Fed als auch das Finanzministerium erklärt haben, dass die Welt zu einem Ende kommen würde ohne ein $800 Milliarden schweres Rettungspaket?

Duffy: Ganz einfach. Erlauben Sie denjenigen, die essenziell auf falsche Wetten gesetzt haben Bankrott zu gehen anstelle Personen einen Bailout zu liefern, die Freunde in hohen Ämtern und Positionen haben.

Barron’s: Was sagen Sie zu dem Argument, dass eine Finanzpanik ausgebrochen wäre, welche vornehmlich die kleinen Leute mit dem Hammer auf dem Kopf getroffen hätte?

Duffy: Der kleine Mann ist doch derjenige, den es am heftigsten erwischt hat. Der kleine Mann wird immer der letzte in der Suppenküchenschlange sein. Also wirft man ihm einen Knochen vor die Füße, wie dies mit Cash for Clunkers ja auch geschehen ist. Wenn Sie jedoch Goldman Sachs sind oder Sie einen guten und direkten Draht in die Washingtoner Zentrale haben, sind Sie der erste in der Schlange, der an die Reihe kommt.

Laggner: Es existiert weiterhin ein Billionen Dollar schweres Schattenbankensystem, welches die FASB [Gremium für Bilanzierungsstandards] im kommenden Jahr adressieren will. Die Zentralplaner haben bereits $3,15 Billionen für verschiedene Bailouts, Kreditgarantien, Schuldengarantien, etc. ausgegeben und ungefähr $17,5 Billionen an Regierungszusagen gewährt, während man den meisten dieser Institutionen erlaubt hat im Geschäft zu bleiben, mit denselben Personen, die sie leiten.

Barron’s: Was hätte man sonst noch tun können?

Laggner: Wir hätten die großen Money Center Banken isolieren und sie temporär verstaatlichen können. Dann hätten wir – mit schlappen $100 Milliarden – eintausend Regionalbanken aus dem Boden stampfen können. Wenn Sie an Fractional Reserve Lending glauben [in dessen Zuge die Banken ein Mehrfaches ihrer gehaltenen Kundeneinlagegelder verleihen], und das wir persönlich in keiner Weise favorisieren, hätten diese neu geschaffenen Banken eine Billion Dollar an neuen Krediten verleihen können, die an kleine und mittelgroße Unternehmen geflossen wären. Dies sind die Teile der Wirtschaft, die jetzt richtig unter der Rezession zu leiden haben.

Barron’s: Was für eine Art von Finanzmarktreform würden Sie gerne sehen?

Laggner: Wir glauben nicht an die Zentralbank. Die Idee, dass Banken mit nahezu kostenlosem Geld [von der Fed] spekulieren können, für das letztendlich der Steuerzahler gerade steht, und die, wenn sie Gelder bei diesen Wetten verlieren, von der Fed einen Bailout geliefert bekommen, um die entstehende Rechnung an den Steuerzahler weiter zu reichen – dieses gesamte Modell ist kaputt und muss abgeschafft werden.

Duffy: Um auf das Kernproblem zurück zu kommen: Wir müssen die durch das Fractional Reserve Lending entstehenden Probleme angehen, die für die Instabilität hauptsächlich verantwortlich zeichnen. Wir haben die Einlagensicherung für Bankguthaben im Wesentlichen sozialisiert und verhinderten dadurch einen Bankenansturm der Bevölkerung, dessen Gefahr in der Vergangenheit dazu geführt hat, Disziplin in diesem instabilen System walten zu lassen. Zumindest ist die Gefahr eines Bankruns ein Hindernis für diejenigen gewesen, die sich jetzt am rücksichtslosesten verhalten haben. Bis wir nicht das Beil an die Wurzel der Probleme legen, werden wir eine Reihe von schweren Krisen erleben, auf die noch größere staatliche Interventionen und mehr Blasen folgen werden – und dieses System wird sich selbst verewigen, bis es schließlich vollkommen am Boden liegt.